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Ratgeber

Inkontinenz nach Prostata-OP: Ursachen, Tipps und Behandlungsmaßnahmen

Nach einer Prostataoperation, wie der Entfernung der Vorsteherdrüse (Prostata) - in der Fachsprache Prostatektomie genannt - sind viele Männer mit einer Herausforderung konfrontiert: Harninkontinenz. Diese kann sich auf verschiedene Arten äußern und hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen. Inkontinenz bedeutet einen ungewollten Verlust von Urin und kann den Alltag erheblich beeinträchtigen. Besonders nach einer Operation an der Prostata aufgrund einer Prostatavergrößerung ist dieses Problem häufig anzutreffen. Doch es gibt Maßnahmen, um die Lebensqualität trotz dieser Herausforderung zu verbessern.

In diesem Ratgeber möchten wir dir einen Überblick über die Ursachen und Behandlungsmaßnahmen der Inkontinenz nach einer Prostata-OP geben. Wir erklären, was im Körper passiert, welche Maßnahmen du ergreifen kannst und wie du wieder mehr Kontrolle über deinen Alltag zurückgewinnen kannst.

Definition und Ursachen von Inkontinenz nach Prostataoperation

Nach einer OP an der Prostata, insbesondere nach einer Prostatektomie, kann es häufig zu Harninkontinenz kommen. Diese tritt auf, wenn der Körper Schwierigkeiten hat, den Urin zurückzuhalten, was zu ungewolltem Urinverlust führt. Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz, die nach einer OP auftreten können:

  • Belastungsinkontinenz: Tritt auf, wenn Druck auf die Harnblase ausgeübt wird, z. B. beim Husten oder Heben schwerer Gegenstände. Der Schließmuskel, der den Harnabgang kontrolliert, kann geschwächt sein, was zu Urinverlust führt.
  • Dranginkontinenz: Ein plötzliches, starkes Bedürfnis, Wasser zu lassen. Die Harnblase zieht sich unwillkürlich zusammen, was zu plötzlichem Harnverlust führen kann. Dieser Harndrang ist oft schwer zu kontrollieren.

Die Hauptursache für Inkontinenz nach einer OP liegt in der Beeinträchtigung des Blasenschließmuskels und der umliegenden Strukturen. Bei einer Prostatektomie kann es zu einer Schädigung der Nerven und Muskeln kommen, die für die Kontrolle des Wasserlassens verantwortlich sind.

Info: Auch die Bestrahlung, die oft bei der Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt wird, wie zum Beispiel die Brachytherapie, kann zu einer Schwächung des Schließmuskels und zu Problemen mit der Kontinenz führen. Diese Maßnahme kann bei einigen Patienten nach dem Eingriff Miktionsstörungen und eine verminderte Potenz zur Folge haben.

Welche Rolle spielt der Schließmuskel und die Harnröhre?

Der Schließmuskel und die Harnröhre sind entscheidend bei der Kontrolle des Wasserlassens. Der Blasenschließmuskel sorgt dafür, dass der Urin in der Blase bleibt, bis der richtige Zeitpunkt für das Wasserlassen gekommen ist. Bei der Entfernung der Prostata kann dieser Muskel geschwächt werden, was insbesondere bei körperlicher Anstrengung (Belastungsinkontinenz) zu ungewolltem Wasserlassen führt.

Die Harnröhre, die durch die Prostata verläuft, kann während der Operation beeinträchtigt werden, was die Kontrolle über den Urinfluss erschwert. Die gute Nachricht ist, dass sich die Funktion des Schließmuskels und der Harnröhre bei vielen Patienten durch gezieltes Training, wie Beckenbodentraining, in vielen Fällen wieder verbessern lässt.

Mögliche Formen des Urinverlusts und Auswirkungen auf den Alltag

Inkontinenz kann den Alltag der betroffenen Männer erheblich beeinflussen. Die beiden häufigsten Formen des Urinverlusts sind die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Beide Formen können sich auf verschiedene Bereiche des täglichen Lebens auswirken.

Belastungsinkontinenz

Tritt auf, wenn plötzlicher Druck auf die Blase ausgeübt wird, z. B. beim Husten, Niesen oder Lachen. Der geschwächte Schließmuskel kann dem Druck nicht standhalten, und es kommt zu ungewolltem Harnverlust. Dies kann dazu führen, dass betroffene Männer bestimmte Aktivitäten vermeiden.

Dranginkontinenz

Zeichnet sich durch ein plötzliches, intensives Bedürfnis aus, Wasser zu lassen. Die Harnblase zieht sich unwillkürlich zusammen, was zu ungewolltem Harnverlust führen kann, oft bevor die betroffene Person die Toilette erreicht. Dieser starke Harndrang kann besonders belastend sein, da er unvorhersehbar auftritt.

Auswirkungen auf den Alltag

Der unkontrollierte Verlust von Urin kann das Selbstbewusstsein beeinträchtigen und zu sozialem Rückzug führen. Auch einfache alltägliche Dinge, wie Einkaufen oder Sport treiben, können zur Herausforderung werden. Blasenschwäche erfordert daher eine gute Planung und geeignete Strategien, um den Alltag bestmöglich zu bewältigen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Kontinenz nach einer Prostataoperation

Es gibt viele Möglichkeiten, die Kontrolle über die Blase zu verbessern:

Beckenbodentraining

Dieses Training ist eine der effektivsten Behandlungsmaßnahmen zur Verbesserung der Kontinenz. Der Beckenboden besteht aus einer Gruppe von Muskeln, die die Blase, den Darm und die Harnröhre unterstützen. Durch gezieltes Training dieser Muskeln lässt sich die Kontrolle über den Blasenschließmuskel deutlich verbessern.

  • Einfache Beckenbodenübungen: Beckenbodenmuskulatur anspannen, als wolle man den Urinfluss anhalten, die Spannung für einige Sekunden halten und dann wieder lösen. Diese Übung sollte mehrmals täglich wiederholt werden. Auch spezielle Beckenbodenübungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten können hilfreich sein.

Medizinische Hilfsmittel

  • Einlagen: Einfache und diskrete Möglichkeit, den Harnverlust aufzufangen und ein trockenes Gefühl zu bewahren.
  • Manschetten: Spezielle Manschetten, die um die Harnröhre gelegt werden, um den Urinfluss besser zu kontrollieren.

Physiotherapie und Unterstützung durch einen Urologen

  • Physiotherapie: Physiotherapeuten, die auf Beckenbodentraining spezialisiert sind, können individuelle Übungspläne erstellen. Hier kann auch Biofeedback zum Einsatz kommen, um die Kontrolle über die Muskulatur zu verbessern. Diese Behandlung kann oft gute Ergebnisse zeigen und ist durch evidenzbasierte Studien gestützt.
  • Urologe: Der Urologe kann den Verlauf beobachten und die Therapie anpassen. In einem spezialisierten Prostatazentrum kann der Patient von einem umfassenden Ansatz profitieren, der evidenzbasierte Behandlungsmaßnahmen sicherstellt.
    Behandlungsmöglichkeiten und medizinische Eingriffe

Wenn konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining nicht den gewünschten Erfolg bringen, gibt es verschiedene medizinische Behandlungsmaßnahmen:

Künstlicher Schließmuskel

Bei schwerer Inkontinenz kann ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden. Dieser besteht aus einer Manschette, die um die Harnröhre gelegt wird, und einem kleinen Pumpmechanismus, der es ermöglicht, die Manschette zu öffnen und zu schließen. Dies gibt den Betroffenen wieder Kontrolle über das Wasserlassen.

Manschetten-Operationen

Eine Schlinge (Manschette) wird um die Harnröhre gelegt, um den Druck zu erhöhen und die Kontrolle über den Urinfluss zu verbessern. Diese Methode ist insbesondere bei Belastungsinkontinenz wirksam.

Medikamentöse Behandlung

Zusätzlich zu operativen Behandlungsmaßnahmen gibt es auch Medikamente, die helfen können, die Blase zu entspannen oder die Muskelkraft zu erhöhen. Diese können auch nach einer Bestrahlung hilfreich sein, um die Symptome zu lindern. Zu beachten ist, dass die Behandlungsmaßnahme auf Evidenz basiert, um eine effektive Unterstützung zu gewährleisten.

Erfahrungsberichte und Tipps für den Alltag

Der Umgang mit Inkontinenz im Alltag kann eine große Herausforderung darstellen. Einige Tipps können helfen, den Alltag zu erleichtern:

  • Einlagen und Schutzkleidung: Einlagen bieten Sicherheit im Alltag und helfen, peinliche Situationen zu vermeiden.
  • Toilettenplanung: Bei längeren Ausflügen im Voraus planen, wo sich Toiletten befinden.
  • Flüssigkeitsmanagement: Genügend trinken, aber die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag verteilen.

Viele Betroffene berichten, dass regelmäßiges Beckenbodentraining nach einem Eingriff an der Prostata eine deutliche Verbesserung gebracht hat. Auch die Unterstützung durch einen Physiotherapeuten oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann helfen, mit den Herausforderungen der Inkontinenz besser zurechtzukommen:

„Nach meiner Prostataoperation aufgrund von Prostatakrebs hatte ich große Probleme mit Inkontinenz. Durch regelmäßiges Training des Beckenbodens und die Unterstützung meines Urologen habe ich jedoch gelernt, meine Blase wieder besser zu kontrollieren. Heute fühle ich mich sicherer und nehme wieder aktiv am Leben teil.“

Psychische Belastungen und wie man damit umgeht

Harninkontinenz kann bei einigen Männern auch psychische Belastungen mit sich bringen. Der unkontrollierte Verlust von Urin kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu Schamgefühlen führen. Viele Betroffene ziehen sich sozial zurück, was zu Isolation und Depressionen führen kann.

Tipps zur Bewältigung

  • Unterstützung durch Fachleute: Ein Urologe oder Psychotherapeut kann helfen, mit den emotionalen Herausforderungen umzugehen. Auch eine Scheinbehandlung in Form von Placebo kann manchmal eine gewisse psychische Erleichterung bewirken, wie durch einige evidenzbasierte Studien belegt wurde.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
  • Offenheit im Umgang mit dem Problem: Offene Gespräche mit der Familie und Freunden können Unterstützung im direkten Umfeld schaffen.
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