Die Leber – unser stiller Held. Sie filtert Giftstoffe, speichert Nährstoffe und hält unseren Körper im Gleichgewicht. Doch was passiert, wenn sie schlappmacht? Leberversagen ist kein harmloses Problem, sondern eine ernste Angelegenheit, die schwerwiegende Folgen haben kann.
Die Krankheitsanzeichen treten oft schleichend auf, werden übersehen oder anderen Beschwerden zugeschrieben. Genau das macht es so gefährlich. Wer die Anzeichen kennt, kann schneller reagieren und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. In manchen Fällen bleibt nur noch eine Lebertransplantation als letzte Rettung.
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Frühe Symptome von Leberversagen
Müdigkeit und Schwäche
Wer kennt das nicht? Ein langer Tag, zu wenig Schlaf – schon ist die Energie im Keller. Doch wenn selbst ausreichend Erholung nichts bringt und sich eine bleierne Erschöpfung breitmacht, kann das ein Hinweis auf eine beginnende Lebererkrankung sein. Die Leber ist wesentlich für den Stoffwechsel und die Entgiftung verantwortlich. Bei Funktionsstörungen kann es zu einer Ansammlung von Stoffwechselprodukten kommen, die unter anderem mit Müdigkeit in Verbindung gebracht werden. Allerdings gibt es zahlreiche mögliche Auslöser für Müdigkeit, weshalb eine ärztliche Abklärung nicht vernachlässigt werden sollte.
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Kein Hunger? Klingt erst mal nicht dramatisch. Aber wenn Essen plötzlich zur Last wird und der Körper an Gewicht verliert, ohne dass eine Diät dahintersteckt, sollte man hellhörig werden. Eine gestörte Leberfunktion kann die Fettverdauung durch eine verminderte Gallenproduktion beeinträchtigen. Dadurch kann es zu Problemen bei der Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie A, D, E und K kommen. Eine frühzeitige Untersuchung kann hier helfen, die genaue Ursache zu klären.
Übelkeit und Erbrechen
Ein flauer Magen nach zu viel Essen? Normal. Aber wenn Übelkeit und Erbrechen ohne erkennbaren Grund auftreten, könnte die Leber daran beteiligt sein. Besonders in Kombination mit anderen Krankheitszeichen sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Fortgeschrittene Symptome
Gelbsucht (Ikterus) und Hautveränderungen
Gelbliche Haut und Augen sind ein klares Alarmsignal. Diese entstehen durch eine erhöhte Bilirubinkonzentration – ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen – im Blut. Dies kann wiederum auf eine gestörte Funktion der Leber oder eine Abflussstörung der Galle hinweisen. Auch eine vermehrte Neigung zu blauen Flecken kann ein Zeichen dafür sein, dass die Leber nicht mehr optimal arbeitet. Patienten mit diesen Anzeichen sollten dringend ärztliche Hilfe suchen.
Juckreiz und Hautausschläge
Wenn die Haut dauerhaft juckt, ohne dass eine Allergie oder trockene Haut die Ursache ist, kann das ebenfalls mit der Leber zusammenhängen. Durch die eingeschränkte Entgiftung reichern sich verschiedene Toxine im Körper an, die zu unangenehmem Juckreiz führen können.
Schmerzen im rechten Oberbauch
Die Leber selbst besitzt keine Schmerzrezeptoren, aber ihre Umhüllung schon. Wenn sie anschwillt, kann das zu einem Druckgefühl oder Schmerzen im rechten Oberbauch führen. Dies kann auf eine fortgeschrittene Erkrankung der Leber hinweisen.
Eine Lebererkrankung bleibt oft lange unbemerkt, da die Leber erstaunlich widerstandsfähig ist. Doch wenn die ersten ernsthaften Krankheitssymptome auftreten, kann es bereits zu einer erheblichen Schädigung der Leber gekommen sein. Ein frühzeitiger Arztbesuch und eine gründliche Untersuchung sind notwendig, um mögliche Ursachen abzuklären und die passende Behandlung zu beginnen.
Neurologische Symptome und Enzephalopathie
Hepatische Enzephalopathie und ihre Stadien
Beim Leberversagen kann es zur Anreicherung neurotoxischer Substanzen wie Ammoniak kommen, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das Nervensystem schädigen. Dies kann zu hepatischer Enzephalopathie führen, die sich in Konzentrationsstörungen bis hin zum Koma äußern kann.
Konzentrationsschwierigkeiten und Verwirrtheit
Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit oder ein benebeltes Gefühl im Kopf – wenn solche Erscheinungen auftreten, denken die wenigsten an die Leber. Doch genau das kann passieren, wenn toxische Stoffe das Gehirn beeinflussen.
Bewusstseinsstörungen bis zum Koma
Im schlimmsten Fall kann die hepatische Enzephalopathie so weit fortschreiten, dass Betroffene nicht mehr ansprechbar sind. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert.
Das Gehirn reagiert empfindlich auf Stoffwechselstörungen der Leber. Neben Verwirrtheit können auch Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen auftreten. Manche Patienten erleben plötzlich starke Reizbarkeit oder ungewöhnliche Euphorie. Diese Symptome sind nicht immer eindeutig als Zeichen einer Lebererkrankung zu erkennen, was eine frühzeitige Diagnose erschwert.
Symptome durch eingeschränkte Leberfunktion
Blutgerinnungsstörungen und erhöhte Blutungsneigung
Die Leber ist an der Herstellung von Gerinnungsstoffen beteiligt, die für die Blutgerinnung unerlässlich sind. Wenn sie geschädigt ist, kann das zu unkontrollierten Blutungen und einer verstärkten Neigung zu blauen Flecken führen.
Wasseransammlungen (Aszites und Ödeme)
Schwere Beine oder ein aufgeblähter Bauch können durch Wassereinlagerungen entstehen. Besonders Aszites – eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum – tritt bei einer fortgeschrittenen Lebererkrankung auf.
Hormonelle Störungen und Stoffwechselprobleme
Die Leber trägt maßgeblich zur Regulation von Hormonen im Körper bei. Beim Leberversagen kann es zu Störungen des Hormonhaushalts kommen, was unter anderem zu unregelmäßigen Menstruationszyklen oder verändertem Haarwuchs führen kann.
Spezifische Symptome bei akuten und chronischen Fällen
Unterschiede zwischen akutem Leberversagen und chronischer Leberinsuffizienz
Akutes Leberversagen tritt plötzlich, innerhalb weniger Tage oder Wochen auf und kann lebensbedrohlich sein. Chronische Leberinsuffizienz entwickelt sich hingegen über Monate bis Jahre, oft infolge von Erkrankungen. Der Verlauf ist oft schleichend und wird erst spät erkannt.
Verlauf und mögliche Komplikationen
Je nachdem, ob das Leberversagen akut oder chronisch ist, unterscheiden sich die Symptome hinsichtlich ihrer Intensität. In beiden Fällen können schwerwiegende Komplikationen wie Leberzirrhose oder Multiorganversagen auftreten und eine Lebertransplantation erforderlich machen. Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Ursachenbedingte Symptome
Hepatitis-bedingte Beschwerden
Virale Hepatitis kann die Leber stark schädigen. Betroffene leiden oft unter Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit und einer dunklen Verfärbung des Urins. Die Auslöser dieser Infektionen können unterschiedlich sein, weshalb eine gezielte Behandlung unerlässlich ist.
Substanz/Medikament | Mögliche Auswirkungen auf die Leber |
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Paracetamol | Überdosierung kann akutes Leberversagen auslösen, insbesondere wenn der toxische Metabolit NAPQI in hoher Konzentration anfällt und die Glutathion-Reserven der Leber erschöpft sind |
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) | Können in seltenen Fällen lebertoxisch wirken und eine medikamenteninduzierte Hepatitis auslösen |
Bestimmte Antibiotika | Einige Antibiotika stehen im Verdacht, toxische Hepatitis zu verursachen |
Anabole Steroide | Können Gallenstauungen und Leberschäden hervorrufen |
Pilzgifte (z. B. Knollenblätterpilz) | Hochtoxisch und führt oft zu schwerem Leberversagen |
Industrielle Lösungsmittel | Langfristige Exposition kann eine Fettleber oder Zirrhose verursachen |
Alkohol | Regelmäßiger Konsum begünstigt Leberzirrhose und eine Fettleber |
Symptome durch Medikamente, Substanzen oder Vergiftungen
Bestimmte Medikamente, Alkohol und toxische Stoffe können der Leber zusetzen. Anzeichen wie Bauchschmerzen, Übelkeit und gelbliche Hautverfärbungen können auf eine Vergiftung oder eine medikamentenbedingte Leberschädigung hindeuten. Eine frühzeitige Behandlung kann hier schwere Alterationen verhindern.
Ein akutes Leberversagen kann plötzlich auftreten und innerhalb weniger Tage lebensbedrohlich werden. Besonders Toxine wie bestimmte Medikamente oder Pflanzengifte zählen zu den gefährlichsten Ursachen. Wer nach möglicher Giftaufnahme Symptome wie Brechreiz, Gelbsucht oder Bewusstseinsveränderungen bemerkt, sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Infektionen und ihre Auswirkungen
Bestimmte Infektionskrankheiten, primär virale Hepatitis oder schwere bakterielle Infektionen, können die Funktion der Leber beeinträchtigen. In diesen Fällen können Fieber, Schüttelfrost und Unwohlsein Hinweise auf eine leberbezogene Alteration sein.