Die Passionsblume (Passiflora incarnata) wird seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde als Heilpflanze zur Beruhigung und Entspannung eingesetzt. Ihre Extrakte sind in Kapseln, Tabletten und Tees erhältlich und werden zur Behandlung von Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität verwendet. In letzter Zeit gibt es jedoch Berichte, die auf mögliche Auswirkungen der Pflanze auf die Lebergesundheit hinweisen. Besteht tatsächlich ein Risiko für Leberschäden durch die Einnahme von Passionsblumenpräparaten? Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage und mögliche Risiken.
Passionsblume: Herkunft und traditionelle Anwendung
Missionare brachten die Passionsblume einst nach Europa, wo sie rasch als pflanzliches Beruhigungsmittel ihren Platz fand. Ihre Blüten und Früchte wurden bereits in der traditionellen Medizin für die Behandlung von Unruhe, Einschlafstörungen und nervöser Anspannung verwendet. Heute gibt es sie als Arzneimittel in der Apotheke oder als Nahrungsergänzungsmittel in verschiedensten Formen. Doch wie steht es um die Leberverträglichkeit dieser altbewährten Arzneipflanze? Die Diskussion um Nebenwirkungen bei langfristigem Gebrauch gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit.
Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den Körper
Die Passionsblume enthält eine Kombination aus bioaktiven Substanzen, darunter Flavonoide (z. B. Apigenin), Alkaloide und GABA-ähnliche Verbindungen. Diese Wirkstoffe interagieren mit dem GABA-System, das für Entspannung und Schlafregulation essenziell ist. Studien legen nahe, dass einige dieser Pflanzenstoffe die Aktivität von Cytochrom-P450-Enzymen in der Leber beeinflussen könnten. Diese Enzyme sind für den Abbau von Medikamenten verantwortlich, weshalb Wechselwirkungen möglich sind – mit ungeahnten Folgen für den Organismus.
Die Passiflora incarnata enthält nicht nur beruhigende Inhaltsstoffe, sondern wurde in der Forschung auch hinsichtlich ihrer Wirkung auf Serotonin- und Dopamin-Rezeptoren untersucht. Diese Neurotransmitter sind für das emotionale Gleichgewicht wichtig, weshalb die Passionsblume in manchen Ländern auch als unterstützendes Mittel bei leichten Stimmungsschwankungen betrachtet wird.
Arzneimittel mit Passionsblume und ihre Anwendung
Ob in Form von Pascoflair, Dragees oder Tees, Passionsblumenkraut ist beliebt, um Schlaflosigkeit, Angst und Nervosität zu lindern. Besonders Menschen mit Unruhezuständen oder nervösen Beschwerden setzen auf ihre Wirkung. Neben isolierten Extrakten wird oft eine Kombination mit Baldrian empfohlen. Doch wer bereits andere Medikamente nimmt, sollte besonders aufpassen: Arzneimittel, die über die Leber verstoffwechselt werden, könnten durch die gleichzeitige Aufnahme von Präparaten mit Passionsblumenkraut in ihrer Wirkung beeinflusst werden.
Neben der Anwendung bei Schlafproblemen wird die Passionsblume in manchen Kulturen zur Unterstützung bei Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere stressbedingten Verdauungsproblemen, genutzt. In Kombination mit Pflanzen wie Melisse oder Kamille findet es sich oft in Beruhigungstees, die helfen sollen, den Magen zu entspannen.
Passionsblume und die Lebergesundheit

Die große Frage bleibt: Kann die Passionsblume wirklich Leberschäden verursachen? Bisher gibt es keine gesicherten klinischen Studien, die eine direkte Leberschädigung durch Passionsblumenextrakte bestätigen. Allerdings weisen einige Untersuchungen darauf hin, dass hochdosierte Flavonoide und Alkaloide die Aktivität der Leberenzyme modulieren können. Dies könnte dazu führen, dass bestimmte Medikamente langsamer oder schneller abgebaut werden, was wiederum ihre Wirksamkeit oder Verträglichkeit beeinflussen kann.
Vereinzelte Fallberichte deuten auf leichte leberspezifische Nebenwirkungen wie erhöhte Leberwerte oder Entzündungsreaktionen bei empfindlichen Personen hin. Besonders Menschen mit bereits bestehenden Lebererkrankungen oder diejenigen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten hier genauer hinschauen.
Risikofaktoren für Leberschäden durch Passionsblume
Nicht jeder reagiert gleich auf pflanzliche Stoffe. Manche Menschen haben eine individuelle Empfindlichkeit, die dazu führen kann, dass die Leber langsamer oder schneller arbeitet als gewöhnlich. Auch wer hochdosierte Passionsblumen-Präparate über lange Zeit einnimmt, sollte ein Auge auf seine Leberwerte werfen lassen. Besonders ältere Menschen, die bereits seit Jahren auf pflanzliche Mittel setzen, sollten vorsichtig sein.
Risikofaktor | Potenzielle Auswirkungen auf die Leber | Empfohlene Vorsichtsmaßnahmen |
---|---|---|
Langfristige hochdosierte Einnahme | Kann die Leberenzyme beeinflussen und die Entgiftungsfunktion beeinträchtigen | Maximal die empfohlene Dosis einhalten und regelmäßige Pausen einlegen |
Bestehende Lebererkrankungen | Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen durch verlangsamten Medikamentenabbau | Vor der Einnahme ärztliche Rücksprache halten und regelmäßige Leberwerte kontrollieren |
Kombination mit anderen leberaktiven Kräutern | Kräuter wie Kava-Kava oder Johanniskraut könnten die Leber zusätzlich belasten | Keine gleichzeitige Einnahme ohne ärztlichen Rat |
Regelmäßige Medikamenteneinnahme | Kann den Abbau von Medikamenten verlangsamen oder beschleunigen | Interaktionsrisiken mit dem Arzt oder Apotheker besprechen |
Individuelle Enzymaktivität | Genetische Unterschiede beeinflussen, wie die Leber Passionsblumenextrakte verarbeitet | Bei ungewöhnlichen Reaktionen (Müdigkeit, Gelbsucht) sofort die Einnahme stoppen |
Alkoholkonsum | Kann die Leber zusätzlich belasten und die Wirkung der Passionsblume verstärken | Während der Einnahme von Passionsblume auf Alkohol verzichten |
Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass die gleichzeitige Einnahme von Passiflora incarnata mit anderen pflanzlichen Extrakten, insbesondere solchen mit leberaktiven Inhaltsstoffen, die Belastung für die Leber erhöhen könnte. Daher sollte vornehmlich bei der Kombination mit anderen Mitteln eine ärztliche Beratung erfolgen.
Sichere Einnahme und Vermeidung von Risiken
Wer auf die beruhigenden Effekte des Passionsblumenkrauts nicht verzichten möchte, kann einiges tun, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Ein Blick in die Packungsbeilage lohnt sich immer, denn dort finden sich Hinweise zur empfohlenen Dosierung und Einnahmedauer. Auch ein offenes Gespräch mit dem Arzt hilft, wenn bereits andere Medikamente eingenommen werden.
Warnzeichen wie eine anhaltende Gelbfärbung der Haut (Ikterus) oder ungeklärte Oberbauchschmerzen sollten ärztlich abgeklärt werden. Müdigkeit oder Verdauungsprobleme können viele Ursachen haben, sollten aber insbesondere bei langfristiger Zufuhr von Passionsblumenpräparaten beobachtet werden. Dann lieber einmal zu viel nachfragen als riskieren, dass die Leber leidet. Der langfristige Konsum von Herba-Präparaten sollte stets ärztlich überwacht werden.
Achtung: Obwohl Pascoflair und andere Präparate mit Passionsblume als pflanzliche angstlösende Mittel beworben werden, ersetzen sie jedoch keine ärztlich verordnete Therapie bei schweren Angststörungen oder Depressionen. In höheren Dosierungen kann die Wirkung verstärkt werden, was unter Umständen zu Schläfrigkeit und reduzierter Reaktionsfähigkeit führen kann.
Bei anhaltenden Beschwerden wie Übelkeit, Druckgefühl im rechten Oberbauch oder ungewöhnlicher Müdigkeit sollte die Einnahme hinterfragt und ärztlicher Rat eingeholt werden, um mögliche Leberschäden auszuschließen. Gerade in Kombination mit anderen Kräutern oder Medikamenten kann die Belastung für die Leber schleichend zunehmen. Daher ist es ratsam, regelmäßige Leberwert-Kontrollen durchführen zu lassen, um unbemerkte Schäden frühzeitig zu erkennen.
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